Digitale Geo-Informationen verändern unser Leben

Warum Messen wie die INTERGEO 2025 für uns alle wichtig sind

Frankfurt. Die INTERGEO ist die weltweit führende Messe für Geodaten, Digitalisierung und Raumintelligenz. Viele Innovationen, die gerade in den riesigen Hallen Frankfurts präsentiert wurden, klingen zunächst weit weg vom Alltag: Was ist zum Beispiel ein „Digitaler Zwilling“? Doch diese Technologien sind längst auf dem Weg in unser tägliches Leben! Und auch bei uns in Rheinland-Pfalz werden sie schon bald ganz konkret sicht- und spürbar. Denn wenn Städte klüger geplant, Hochwasser früher erkannt, Stromleitungen zuverlässiger gewartet oder Immobilien transparenter bewertet werden, dann profitieren nicht nur Behörden oder Unternehmen, sondern letztlich wir alle.

Die INTERGEO 2025 zeigte eindrucksvoll, wie digitale Werkzeuge und Daten unsere Umwelt, unsere Städte und unsere Infrastruktur verändern. Im Mittelpunkt standen dabei sogenannte „digitale Zwillinge“ – also virtuelle Abbilder von Städten, Landschaften, Straßen oder Gebäuden. Diese Modelle sind mit aktuellen Daten verknüpft und erlauben es, verschiedene Szenarien durchzuspielen: Was passiert bei Starkregen in einer bestimmten Straße? Welche Dächer in einer Gemeinde bieten sich für Solaranlagen an? Wo könnte es bei einem Stromausfall Probleme geben? Die Antworten auf solche Fragen können Stadtverwaltungen, Versorgungsunternehmen und auch die Bürger dabei unterstützen, bessere Entscheidungen zu treffen. Und das schneller und auf einer nachvollziehbaren Datenbasis.

Ein gutes Beispiel, warum das auch in Rheinland-Pfalz relevant ist, bietet der Hochwasserschutz: Nach den dramatischen Flutereignissen der vergangenen Jahre ist das Bewusstsein für Naturgefahren deutlich gewachsen. Mit Hilfe von präzisen Höhenmodellen, die aus Laserscans oder Drohnenaufnahmen erzeugt werden, lassen sich genaue Überflutungsbereiche simulieren. So kann etwa eine Verbandsgemeinde an der Mosel oder im Ahrtal frühzeitig erkennen, welche Straßen, Häuser oder Flächen gefährdet wären. Für die Bürger kann das bedeuten: Frühzeitige Warnungen, gezielte Evakuierungspläne und bessere Versicherbarkeit von Immobilien.

Doch es geht nicht nur um Extremereignisse. Auch im Alltag helfen diese Technologien. In heißen Sommern leiden viele Städte in Rheinland-Pfalz – etwa Koblenz, Mainz oder Trier – unter innerstädtischer Hitze. Digitale Stadtmodelle, die mit Sensoren und Wetterdaten verknüpft sind, zeigen genau, welche Flächen sich besonders aufheizen. Daraus können konkrete Maßnahmen folgen: neue Bäume, entsiegelte Flächen oder hellere Bodenbeläge. Das klingt vielleicht simpel, spart aber Strom, schont die Gesundheit und verbessert die Lebensqualität aller.

Nicht weniger praktisch ist der Nutzen im Bereich Mobilität. Durch sogenannte Geo-KI – also künstliche Intelligenz, die mit Geodaten arbeitet – können Städte und Gemeinden künftig den Verkehr flüssiger gestalten: Wenn bekannt ist, wie sich der Verkehr zu bestimmten Tageszeiten entwickelt, können Ampelschaltungen angepasst, Baustellen besser geplant oder Umleitungen intelligenter geführt werden. Auch der ÖPNV kann profitieren, etwa bei der Planung neuer Buslinien oder Haltestellen. Die Bürger erleben die Geodaten-gesteuerten Veränderungen als weniger Staus, kürzere Wege und pünktlichere Busse. Aber dahinter steckt modernste Technik!

Ein weiteres Thema, das auf der INTERGEO 2025 großen Raum einnahm, ist die Transparenz auf dem Immobilienmarkt. Gerade in einer Zeit, in der Grundstücke und Häuser immer teurer werden, wünschen sich viele mehr Nachvollziehbarkeit: Wie kommt ein Bodenrichtwert zustande? Warum kostet das Nachbarhaus 50.000 Euro mehr? Hier können Geodaten und sogenannte „Real Estate Labs“ (also digitale Werkzeuge zur Immobilienbewertung) für mehr Klarheit sorgen. In Rheinland-Pfalz gibt es bereits Plattformen wie „maps.rlp.de“, auf denen sich Bürger über Grundstücke, Bodenrichtwerte und vieles mehr informieren können. Und dies alles ganz ohne Fachkenntnisse, ohne Registrierung und direkt im Internet.

Auch für Hausbauer oder Sanierer eröffnen sich neue Möglichkeiten. So zum Beispiel bei der Planung einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Eigenheims. Digitale 3D-Modelle können die Ausrichtung, Neigung und Verschattung von Dächern berechnen – und daraus Empfehlungen geben. Das spart Zeit, Aufwand und Geld. Ebenso lässt sich früh erkennen, ob ein Grundstück hochwassergefährdet ist, oder ob bestimmte bauliche Einschränkungen bestehen. Besonders für junge Familien, die bauen wollen, ist das ein echter Vorteil.

In der Landwirtschaft können Geoinformationen dabei helfen, die Flächen effizienter zu bewirtschaften. Präzise Karten zu Bodenarten, Feuchtigkeit oder Hangneigung sind in Rheinland-Pfalz mit seinen vielen kleinen Betrieben eine wertvolle Unterstützung. Auch die Forstwirtschaft kann durch digitale Karten besser planen: Sie zeigen, wo Bäume nachgepflanzt werden sollen oder wie man den Waldbrandschutz verbessert.

Nicht zuletzt verändern Geodaten die Arbeit der Verwaltungen. Denn immer mehr Genehmigungen, Planungen oder Registerdaten lassen sich digitalisieren. Das bedeutet: weniger Papierkram, kürzere Bearbeitungszeiten und einfacherer Zugang für Bürger. Wer heute noch mit ausgedruckten Bauplänen hantiert, könnte in ein paar Jahren per Tablet auf ein digitales Modell des eigenen Hauses zugreifen. Hier findet er oder sie Informationen zu Leitungen, Materialien und Energiebilanzen.

Die INTERGEO 2025 zeigte aber auch: Damit all das gelingt, braucht es nicht nur Technik, sondern vor allem politische und gesellschaftliche Unterstützung. Denn Daten allein helfen nicht, wenn sie nicht gepflegt, geteilt und verstanden werden. In Rheinland-Pfalz geht man hier erfreulicherweise mit gutem Beispiel voran. Das Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation (LVermGeo) stellt viele seiner Daten bereits kostenlos zur Verfügung. Die oben erwähnte Plattform „maps.rlp.de“ wurde gerade nutzerfreundlich überarbeitet: Sie erlaubt, Karten auf dem Smartphone zu betrachten, zu messen, oder Informationen abzurufen. Auch historisch interessierte Bürger kommen auf ihre Kosten: Alte Flurkarten, Luftbilder oder Katasterauszüge lassen sich digital einsehen – ideal für Hobby-Historiker oder Familienforscher.

Wenn Verwaltung, Forschung, Unternehmen und Bürger gemeinsam anpacken, kann Rheinland-Pfalz zu einem Vorreiter in Sachen smarter Geodaten-Nutzung werden. Und das hätte einen echten Mehrwert für alle. Denn letztlich geht es nicht darum, möglichst viele Daten zu sammeln. Vielmehr soll die neue Technik unser Leben besser, sicherer und einfacher machen. Und genau das verspricht die Geoinformation der Zukunft. Nicht nur auf Messen wie der INTERGEO, sondern ganz konkret bei uns zu Hause, in der Straße, im Wald, auf dem Acker oder im Wohnzimmer.

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